
Bauteile wiederverwenden – realitätsfern oder zukunftsfähig?
Am Städtebau-Stammtisch in Basel wurde fleissig debattiert. Das Podium widmete sich dem Thema der Kreislaufwirtschaft und der Frage, ob die Wiederverwendung von Bauteilen in der Baubranche konventionell umgesetzt werden kann.
Neben Architektinnen und Architekten, Generalplanern und Wissenschaftlerinnen war auch unsere Leiterin Bauphysik und Energiesimulation, Nadège Vetterli, zu Gast. Die Expertinnen und Experten beschäftigten sich mit der Frage, ob sich der «Re-Use»-Ansatz auf die ganze Baubranche anwenden lässt oder ob die Idee des Bau-Recylings ein Nischenprodukt bleiben wird. Nadège gibt uns einen Einblick in den diskussionsreichen Abend.
Wie weit ist die Baubranche in Sachen Kreislaufwirtschaft tatsächlich? Wie realitätsnah waren die Diskussionen ?
Am Städtebau-Stammtisch wurden konkrete Beispiele vorgestellt. So zum Beispiel der Ausbau einer Einstellhalle zu einzelnen Wohnungen, bei dem die komplette Tragstruktur wiederverwendet werden konnte. Es ist erfreulich zu sehen, dass vielfältige Lösungsmöglichkeiten existieren, welche die technischen, finanziellen und gesetzlichen Hürden meistern.
Zudem wurden Erfahrungen zum Planungs- und Bauprozess ausgetauscht, die gezeigt haben, dass eine gewisse Systematik erst entwickelt werden muss. Letztlich steht die Baubranche noch ganz am Anfang des Umdenkens und der «Re-Use»-Gedanke führt ein Nischendasein. Die Idee, dass in der bestehenden Substanz grosses Potenzial und viel Wert steckt, ist noch nicht «salonfähig». Ersatzneubauten werden Sanierungen vorgezogen und Gebäude oder Bauteile werden noch vor deren Lebensende angepasst, zum Beispiel bei einem Mieterwechsel.
Was waren für dich die wichtigsten Themen des Abends? Wo siehst du das grösste Potenzial?
Wir befassten uns intensiv mit möglichen Szenarien, die Bauherrschaften vom «Re-Use»-Gedanken überzeugen könnten. Dabei spielt der Zeithorizont bei der Berechnung der Investitionen und der Lebenszykluskosten eine massgebende Rolle. Auch wenn die Gebäude zum Beispiel für Madeleine Kindermann, Architektin, «in der Planung und Erstellung teurer sind, ist ihr Marktwert jedoch, unter ausschliesslicher Betrachtung der Lebenszykluskosten, um fast 10 Prozent höher». Folglich sind Gebäude so zu konzipieren, dass sich die einzelnen Bauteile am Ende ihres Lebenszyklus ohne grossen Aufwand ersetzen lassen. Systemtrennung, einfache Konstruktionen und Lowtech sind die Schlüsselbegriffe dazu. Bei dieser neuen Betrachtung erhalten Qualität und Lebensdauer der Materialien und Bauteile automatisch einen höheren Stellenwert.
Im Grunde ist es nur eine Frage der Zeit, bis Grenzwerte für die Herstellung in der Schweiz gesetzlich festgelegt werden (einige europäische Länder haben solche bereits eingeführt). Dementsprechend müssen wir schon heute Lösungen für die Gebäude von morgen entwickeln und unsere Kompetenzen erweitern.
Darüber hinaus waren wir uns alle einig, dass der Klimawandel an allen Fronten bekämpft werden muss. Es genügt nicht, einzig die Betriebsenergie zu optimieren. Die graue Energie und auch die grauen CO2-Emissionen, welche bei der Herstellung anfallen, müssen massiv reduziert werden, damit diese bis 2050 überhaupt kompensiert werden können. Nur so erreichen wir letztlich das übergeordnete Ziel Netto-Null.
Was nimmst du persönlich mit? Was hat dich überrascht?
Wir müssen unsere Denkweise und Grundhaltung anpassen, wobei für mich folgende Aspekte in den Vordergrund rücken: Wenn wir die Lebenszykluskosten eines Gebäudes berechnen, müssen wir den Zeithorizont verlängern, zudem sollte die bestehende Bausubstanz stets als Kapital betrachtet werden und wir kommen nicht umhin Bauvorhaben zukünftig einer umfassenden Klimabilanzierung zu unterziehen.
Alle Gäste haben nach dem Podium ein Video-Statement abgegeben. Wer sich für das Statement von Nadège interssiert, findet dieses ab Minute 1:20.
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